Veröffentlicht am März 11, 2024

Entgegen der landläufigen Meinung ist die Wahl des richtigen Haaröls keine Frage der Marke, sondern der Molekularchemie. Die Enttäuschung über ein Öl, das Ihr Haar fettig oder schlaff macht, liegt oft an einer Inkompatibilität zwischen der Molekülgröße des Öls und der Porosität Ihrer Haare. Dieser Artikel entschlüsselt die chemische Struktur von Ölen wie Kokos, Jojoba und Argan, damit Sie eine wissenschaftlich fundierte Entscheidung für gesundes, glänzendes Haar treffen können.

Sie haben es wahrscheinlich selbst erlebt: Empfohlen als Wundermittel, haben Sie in Kokosöl investiert, nur um festzustellen, dass es Ihr feines Haar beschwert und strähnig aussehen lässt. Diese Frustration ist weit verbreitet und rührt von einem fundamentalen Missverständnis her, das von der Kosmetikindustrie oft ignoriert wird. Die Effektivität eines Haaröls hängt nicht von allgemeinen Versprechungen ab, sondern von seiner spezifischen chemischen Zusammensetzung und wie diese mit der einzigartigen Beschaffenheit Ihres Haares interagiert.

In Deutschland kommt ein weiterer Faktor hinzu: die Wasserhärte. In den meisten Regionen ist das Wasser hart, was bedeutet, dass es reich an Mineralien wie Kalzium und Magnesium ist. Diese lagern sich am Haar ab, machen es spröde und verändern seine Porosität. Tatsächlich haben laut aktuellen Daten zur deutschen Wasserqualität 13 von 16 Bundesländern im Durchschnitt hartes Wasser. Dies macht die Wahl eines molekular passenden Öls umso entscheidender, um das Haar zu schützen und zu pflegen.

Statt also auf pauschale Ratschläge zu hören, müssen wir einen Schritt tiefer gehen. Die entscheidende Frage lautet: Ist ein Öl penetrierend oder versiegelnd? Die Antwort liegt in seiner Molekülgröße und seinem Fettsäureprofil. Dieser Artikel führt Sie durch die Lipidchemie der beliebtesten Haaröle. Sie werden lernen, die molekulare Kompatibilität zu verstehen, um nicht nur ein Produkt zu kaufen, sondern eine bewusste, wissenschaftlich fundierte Entscheidung für die Gesundheit Ihrer Haare zu treffen.

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Dieser Leitfaden ist Ihr Laborhandbuch für die Haarpflege. Wir analysieren die molekularen Eigenschaften verschiedener Öle und zeigen Ihnen, wie Sie diese Erkenntnisse praktisch anwenden können, um endlich das perfekte Öl für Ihren individuellen Haartyp in Deutschland zu finden.

Eindringen oder Versiegeln? Der entscheidende Unterschied zwischen Kokos- und Jojobaöl und die richtige Anwendung für Ihr Haar

Die grundlegendste Eigenschaft, die ein Haaröl definiert, ist seine Fähigkeit, entweder in den Haarschaft einzudringen oder sich als schützender Film auf die Oberfläche (die Kutikula) zu legen. Diese Unterscheidung ist rein chemischer Natur und der Schlüssel zur richtigen Wahl. Penetrierende Öle sind ideal, um das Haar von innen zu stärken und mit Feuchtigkeit zu versorgen, während versiegelnde Öle Glanz verleihen und Feuchtigkeitsverlust verhindern.

Kokosöl ist das Paradebeispiel für ein penetrierendes Öl. Seine Wirksamkeit beruht auf seiner chemischen Struktur. Es besteht zu einem hohen Anteil aus Laurinsäure, einer mittelkettigen Triglyceride. Wie eine Studie zur Penetrationsfähigkeit von pflanzlichen Ölen zeigt, haben diese Lipidmoleküle ein geringes molekulares Gewicht und können daher tief in die Kortex des Haares eindringen. Dies ist besonders vorteilhaft für Haar mit hoher Porosität (z. B. durch chemische Behandlung geschädigtes Haar), das Nährstoffe wie ein Schwamm aufsaugt.

Im Gegensatz dazu ist Jojobaöl ein klassisches versiegelndes Öl. Chemisch gesehen ist es kein echtes Öl, sondern ein flüssiges Wachs. Seine Moleküle sind größer und können den Haarschaft nicht durchdringen. Stattdessen bilden sie eine leichte, nicht fettende Schicht um das Haar. Diese Schicht glättet die aufgeraute Kutikula, reduziert Frizz und schließt die Feuchtigkeit im Haar ein. Es ist die perfekte Wahl für Haare mit niedriger Porosität, bei denen penetrierende Öle wie Kokosöl nur auf der Oberfläche liegen und einen fettigen Film hinterlassen würden.

Um festzustellen, welches Öl Sie benötigen, ist die Bestimmung Ihrer Haarporosität unerlässlich. Ein einfacher Strähnentest zu Hause gibt Aufschluss:

  1. Teilen Sie eine saubere, trockene Haarsträhne ab.
  2. Geben Sie einen Tropfen Öl (z.B. Olivenöl) auf die Strähne.
  3. Beobachten Sie nach 10 Minuten: Bleibt das Öl an der Oberfläche, haben Sie eine niedrige Porosität und sollten versiegelnde Öle wie Jojoba oder Brokkolisamenöl bevorzugen.
  4. Wurde das Öl schnell aufgesaugt, haben Sie eine hohe Porosität und profitieren von penetrierenden Ölen wie Kokos-, Babassu- oder Olivenöl.

Weniger ist mehr: Die „Ein-Tropfen-Regel“ für Haaröl und wie Sie einen fettigen, strähnigen Look vermeiden

Die häufigste Angst bei der Verwendung von Haaröl ist das Resultat: ein fettiger, beschwerter Ansatz und strähnige Längen. Dieser Fehler liegt fast nie am Öl selbst, sondern an der Dosierung und der Anwendungstechnik. Das Prinzip „Weniger ist mehr“ ist hier keine bloße Floskel, sondern eine wissenschaftliche Notwendigkeit, die auf der Viskosität und Dichte der verschiedenen Öle basiert.

Schwere Öle wie Rizinusöl haben eine hohe Viskosität und ein hohes Molekulargewicht. Hier genügt oft schon ein einziger Tropfen, der zwischen den Handflächen verrieben wird. Leichtere Öle wie Jojoba- oder Traubenkernöl sind dünnflüssiger und erlauben eine etwas großzügigere Dosierung. Die richtige Menge hängt direkt von der Dichte des Öls ab, wie die folgende Tabelle zeigt:

Viskositätsvergleich und empfohlene Dosierung von Haarölen
Öl-Typ Viskosität Molekulargewicht Empfohlene Tropfenanzahl
Rizinusöl Sehr hoch Schwer 1-2 Tropfen
Arganöl Mittel Mittel 2-3 Tropfen
Jojobaöl Niedrig Leicht 3-4 Tropfen
Traubenkernöl Sehr niedrig Sehr leicht 4-5 Tropfen

Besonders bei feinem Haar ist selbst die kleinste Menge eines Öls oft zu viel. Hier kommt eine professionelle Technik ins Spiel: die Öl-Wasser-Emulsion. Anstatt das Öl direkt aufzutragen, erzeugen Sie eine leichte Emulsion in Ihren Händen. Geben Sie einen einzigen Tropfen Öl in Ihre Handfläche und sprühen Sie ein- bis zweimal ein Hydrolat (z. B. Rosen- oder Orangenblütenwasser) hinzu. Verreiben Sie beides schnell, bis eine milchige, leichte Lotion entsteht.

Händepaar emulgiert Haaröl mit Hydrolat-Spray in natürlichem Licht

Diese Emulsion kann nun in die Haarspitzen eingearbeitet werden. Das Wasser sorgt für eine ultrafeine Verteilung des Öls und spendet zusätzlich Feuchtigkeit, ohne das Haar zu beschweren. So erhalten Sie die pflegenden Vorteile des Öls, vermeiden aber vollständig den fettigen Effekt. Diese Methode ist die ultimative Umsetzung der „Ein-Tropfen-Regel“ und ein Geheimnis für die Anwendung von Öl selbst bei sehr feinem Haar.

Die Wissenschaft hinter Arganöl: Warum dieses spezielle Öl als Reparatur-Wunder für strapaziertes Haar gilt

Arganöl wird oft als „flüssiges Gold“ bezeichnet, und aus wissenschaftlicher Sicht ist dieser Ruf gerechtfertigt. Seine außergewöhnliche Reparaturwirkung für strapaziertes, trockenes und brüchiges Haar ist nicht auf Magie zurückzuführen, sondern auf ein einzigartiges und hochkonzentriertes Profil an Fettsäuren und Antioxidantien. Es ist ein balanciertes Öl, das sowohl leicht penetrierende als auch stark schützende Eigenschaften in sich vereint.

Der Hauptwirkstoff, der Arganöl von vielen anderen Ölen unterscheidet, ist sein extrem hoher Gehalt an Tocopherolen (Vitamin E) und essentiellen Fettsäuren wie Linolsäure und Ölsäure. Diese Kombination macht es zu einem potenten Antioxidans. Freie Radikale, verursacht durch UV-Strahlung, Umweltverschmutzung und chemische Behandlungen, schädigen die Proteinstruktur des Haares (Keratin) auf zellulärer Ebene. Die Tocopherole im Arganöl neutralisieren diese freien Radikale und schützen so die Zellmembranen vor oxidativem Stress. Dies stoppt den „Alterungsprozess“ des Haares und verhindert weiteren Haarbruch.

Wie der Forscher Khallouki von der Universität Marrakesch in einer Studie betonte, ist der hohe Anteil an spezifischen Tocopherolen entscheidend:

Arganöl enthält etwa 620 mg/kg Tocopherole, wobei α-Tocopherol den größten Anteil ausmacht. Vitamin E wirkt als starkes Antioxidans, das die Zellmembranen vor oxidativem Stress schützt.

– Khallouki et al., Universität Marrakesch Studie 2003

Die Wirkung ist nicht nur theoretisch. Eine klinische Untersuchung zeigte, dass Probandinnen, die Arganöl regelmäßig anwendeten, eine messbare Verbesserung ihrer Haarstruktur erlebten. Laut einer Untersuchung, die im International Journal of Trichology veröffentlicht wurde, zeigten die Teilnehmerinnen nach nur 30 Tagen eine sichtbare Verbesserung der Haarstruktur und eine Reduzierung von Spliss. Das Öl repariert nicht nur, sondern bildet auch einen leichten Schutzfilm, der die Feuchtigkeit einschließt und dem Haar seine Elastizität zurückgibt.

Öl bei fettigem Haar? Warum Jojobaöl Ihrer Kopfhaut signalisieren kann, weniger Talg zu produzieren

Die Vorstellung, Öl auf eine bereits fettige Kopfhaut aufzutragen, erscheint kontraintuitiv und ist für viele ein Tabu. Doch hier offenbart sich eines der elegantesten Prinzipien der Lipidchemie: der Biomimetismus. Bestimmte natürliche Substanzen können körpereigene Prozesse nachahmen und regulieren. Jojobaöl ist hierfür das beste Beispiel und kann bei richtiger Anwendung der Schlüssel zur Balance einer überaktiven Talgproduktion sein.

Der entscheidende Punkt ist, dass Jojobaöl chemisch gesehen kein Öl, sondern ein flüssiges Wachsester ist. Seine Molekülstruktur ist der des menschlichen Sebums (Hauttalg) verblüffend ähnlich. Wie eine Analyse der chemischen Zusammensetzung zeigt, sind seine Fettsäuren nicht mit Glycerin (wie bei Ölen), sondern mit einem Fettalkohol verbunden. Wenn Jojobaöl auf die Kopfhaut aufgetragen wird, „denkt“ die Haut, sie habe bereits genug Talg produziert. Dieses biomimetische Signal kann die Talgdrüsen dazu anregen, ihre Überproduktion herunterzufahren. Anstatt die Poren zu verstopfen, hilft es, den natürlichen Fettgehalt der Kopfhaut zu regulieren.

Die effektivste Methode, diesen Mechanismus zu nutzen, ist eine Pre-Wash-Behandlung. Dabei wird das Jojobaöl nicht als Pflege im Haar gelassen, sondern als reinigender und regulierender „Cleanser“ vor der Haarwäsche verwendet. Es löst sanft verhärteten Talg und Produktablagerungen an den Haarfollikeln, die oft zur Überproduktion beitragen.

Ihr Aktionsplan: Pre-Wash-Cleanser mit Jojobaöl

  1. Vorbereitung: Stellen Sie sicher, dass Ihre Kopfhaut trocken ist, bevor Sie beginnen. Verwenden Sie etwa 2 Esslöffel reines Jojobaöl.
  2. Applikation: Tragen Sie das Jojobaöl direkt auf die Kopfhaut auf, nicht auf die Haarlängen. Scheiteln Sie Ihr Haar, um alle Bereiche zu erreichen.
  3. Massage: Massieren Sie das Öl 5-10 Minuten lang sanft mit den Fingerspitzen in die Kopfhaut ein. Dies stimuliert die Durchblutung und hilft, verhärteten Talg zu lösen.
  4. Einwirkzeit: Lassen Sie das Öl für weitere 10 Minuten einwirken, damit es seine regulierende Wirkung entfalten kann.
  5. Auswaschen: Waschen Sie Ihr Haar anschließend gründlich mit einem milden Shampoo. Eventuell sind zwei Waschgänge nötig, um alle Ölreste zu entfernen. Führen Sie diese Behandlung einmal wöchentlich durch.

Diese Methode reinigt nicht nur die Kopfhaut auf eine Weise, die aggressive Shampoos nicht können, sondern leitet auch einen langfristigen Prozess zur Normalisierung der Talgproduktion ein. Es ist eine aktive Behandlung, kein passives Kaschieren.

Der Öl-Schutzschild: Wie das Einölen Ihrer Haare vor dem Waschen Haarbruch und Farbverlust verhindert

Einer der schädlichsten Prozesse, denen wir unser Haar regelmäßig aussetzen, ist paradoxerweise das Waschen. Das Phänomen wird als „Hygro-Ermüdung“ (Hygral Fatigue) bezeichnet. Wenn das Haar nass wird, quillt der Haarschaft auf. Beim Trocknen zieht er sich wieder zusammen. Dieser ständige Zyklus des Aufquellens und Schrumpfens belastet die Haarstruktur, hebt die Schuppenschicht an und führt langfristig zu Haarbruch, Frizz und bei gefärbtem Haar zum Auswaschen der Farbpigmente.

Hier kommt der Öl-Schutzschild ins Spiel. Eine Ölbehandlung vor dem Waschen (Pre-Wash-Ölung) mit einem penetrierenden Öl kann diesen Schaden drastisch reduzieren. Das Öl dringt in den Haarschaft ein und füllt die winzigen Lücken in der Haarstruktur. Dadurch wirkt es hydrophob, also wasserabweisend. Das Haar kann beim Waschen weniger Wasser aufnehmen. Studien zur Hygro-Ermüdung zeigen, dass ein penetrierendes Öl wie Kokosöl die Wasseraufnahme um bis zu 30% reduzieren kann. Dies minimiert das Aufquellen und somit den Stress für das Haar.

Doch nicht jedes Öl eignet sich für jeden Schutzzweck. Die Wahl des richtigen Öls hängt vom spezifischen Problem ab, das Sie adressieren möchten: Schutz vor Wasser, mechanischer Reibung oder Farbverlust. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die spezialisierten Anwendungsbereiche:

Welches Öl für welchen Schutz
Schutzart Empfohlenes Öl Anwendungsbereich Einwirkzeit
Hygro-Ermüdung Kokos, Olive, Babassu Gesamte Haarlängen 30-60 Min
Mechanische Reibung Jojoba, Brokkolisamenöl Nur Spitzen 15-20 Min
Farbschutz Arganöl Coloriertes Haar 20-30 Min

Für den Schutz vor Hygro-Ermüdung sind also penetrierende Öle mit kleinem Molekulargewicht wie Kokos- oder Babassuöl die erste Wahl. Sie werden 30-60 Minuten vor der Wäsche auf die trockenen Längen aufgetragen. Um die Spitzen vor mechanischer Reibung beim Waschen zu schützen, eignen sich versiegelnde Öle wie Jojobaöl, die als Gleitmittel wirken. Für gefärbtes Haar ist Arganöl ideal, da seine Antioxidantien die Farbpigmente vor dem Auswaschen durch Wasser und Tenside schützen.

Haare „trainieren“ für weniger Wäschen: Was wirklich hinter dem Trend steckt und wann er für Ihren Haartyp schädlich sein kann

Der Trend des „Hair Training“, also das Hinauszögern der Haarwäsche in der Hoffnung, die Kopfhaut würde lernen, weniger Fett zu produzieren, ist weit verbreitet. Die zugrundeliegende Idee ist jedoch ein Mythos. Die Talgproduktion wird primär von Hormonen, Genetik und Ernährung gesteuert, nicht von der Waschfrequenz. Langes Warten kann für viele Haartypen sogar schädlich sein, da sich Talg, Schweiß und Umweltschmutz ansammeln, die Poren verstopfen und zu Kopfhautproblemen führen können.

Anstatt die Kopfhaut passiv „trainieren“ zu wollen, plädiert ein wissenschaftlicher Ansatz für eine aktive Regulierung. Hier geht es darum, der Kopfhaut die richtigen Signale zu senden. Wie wir bereits gesehen haben, ist Jojobaöl aufgrund seiner biomimetischen Eigenschaften hierfür ideal. Anstatt also einfach nur zu warten und einen fettigen Ansatz in Kauf zu nehmen, können Sie den Prozess aktiv mit einem selbstgemachten Kopfhaut-Serum unterstützen.

Die Deutsche Gesellschaft für wissenschaftliche und angewandte Kosmetik fasst diesen Paradigmenwechsel treffend zusammen:

Die Anwendung des richtigen Öls, wie Jojobaöl, ist eine aktive, wissenschaftlich fundierte Methode, um die Talgproduktion der Kopfhaut auszugleichen, anstatt nur passiv zu warten.

– Deutsche Gesellschaft für wissenschaftliche und angewandte Kosmetik, Leitfaden zur Kopfhautpflege 2024

Ein solches Serum kann einfach zu Hause hergestellt werden und kombiniert die regulierende Basis von Jojobaöl mit den spezifischen Eigenschaften ätherischer Öle. Ein in Deutschland bewährtes Rezept setzt auf lokale Verfügbarkeit und bewährte Wirkstoffe:

  • 20 ml Jojobaöl: Die biomimetische Basis, die die Talgproduktion reguliert.
  • 3-4 Tropfen ätherisches Rosmarinöl: Fördert die Durchblutung der Kopfhaut und kann das Haarwachstum unterstützen.
  • 2-3 Tropfen ätherisches Salbeiöl: Wirkt adstringierend (zusammenziehend) und kann helfen, die Talgabsonderung zu kontrollieren.

Dieses Serum wird 2-3 Mal pro Woche sanft in die Kopfhaut einmassiert und für mindestens 30 Minuten (oder über Nacht) einwirken gelassen, bevor es ausgewaschen wird. Dies ist kein passives „Training“, sondern eine aktive, zielgerichtete Behandlung zur Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichts der Kopfhaut.

Der Erzfeind jedes Lippenstifts: Wie Sie ölhaltige Speisen genießen, ohne Ihr perfektes Lippen-Make-up zu ruinieren

Auch wenn es auf den ersten Blick nichts mit Haarpflege zu tun hat, demonstriert das Verhalten von Lippenstift bei Kontakt mit Speiseöl perfekt die universellen Prinzipien der Lipidchemie. Jeder, der schon einmal einen langanhaltenden Lippenstift trug, kennt das Problem: Nach einem öligen Salatdressing oder einer Pizza ist vom perfekten Make-up kaum noch etwas übrig. Der Grund dafür liegt in der molekularen Interaktion zwischen Fetten.

Langanhaltende Lippenstifte basieren auf einer lipophilen (fettliebenden) Formel, die wasserabweisend ist und sich fest mit der Haut verbindet. Ihr „Erzfeind“ sind jedoch andere Lipide, wie die in Speiseölen. Die molekulare Struktur und Viskosität von Ölen bestimmen ihre sogenannte „Kriechfähigkeit“. Dünnflüssige Öle mit kleineren Molekülen, wie Sonnenblumenöl, haben eine hohe Kriechfähigkeit. Sie können die festen, lipophilen Strukturen des Lippenstifts unterwandern und auflösen, ähnlich wie ein Lösungsmittel.

Dickflüssigere Fette wie Butter oder festere gesättigte Fette haben eine geringere Kriechfähigkeit und lösen den Lippenstift daher langsamer auf. Dies ist das gleiche Prinzip wie bei Haarölen: Öle mit kleinem Molekulargewicht (wie Kokosöl) können in den Haarschaft „kriechen“ (penetrieren), während Öle mit großem Molekulargewicht (wie Jojobaöl) an der Oberfläche bleiben (versiegeln).

Um Ihr Lippen-Make-up zu schützen, gibt es daher zwei Strategien. Die erste ist, vor dem Essen die Lippen mit einem transparenten Puder zu „setten“, was eine leichte Barriere bildet. Die zweite, effektivere Strategie ist die Wahl des richtigen Lippenstifts. Moderne „transfer-proof“ Formeln enthalten oft Silikone, die eine noch stärkere, flexiblere Barriere bilden, die selbst von Ölen mit hoher Kriechfähigkeit nur schwer aufzubrechen ist. Dieses Prinzip, eine Barriere gegen unerwünschte Substanzen zu bilden, ist exakt das, was ein versiegelndes Haaröl für die Haarspitzen tut.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Wahl des Haaröls sollte auf seiner molekularen Struktur (penetrierend vs. versiegelnd) basieren, nicht auf Marketing.
  • Die Porosität Ihres Haares ist der entscheidende Faktor, um zu bestimmen, welche Molekülgröße Ihr Haar benötigt.
  • Weniger ist mehr: Eine korrekte Dosierung und Techniken wie die Öl-Wasser-Emulsion verhindern einen fettigen Look.
  • Öle können mehr als nur pflegen: Sie können die Talgproduktion regulieren (Jojobaöl) und das Haar vor Schäden durch Waschen schützen (Pre-Wash-Ölung).

Die Haar-Diagnose für zu Hause: Eine professionelle Methode, um Ihren wahren Haartyp zu bestimmen und endlich die richtigen Produkte in Deutschland zu kaufen

Das gesamte Wissen über die molekulare Kompatibilität von Ölen ist nutzlos, wenn Sie Ihren eigenen Haartyp nicht präzise kennen. Viele Frauen verlassen sich auf allgemeine Kategorien wie „trocken“ oder „fein“, ignorieren aber die beiden wichtigsten physikalischen Eigenschaften: Porosität und Dicke. Eine genaue Diagnose ist der letzte, entscheidende Schritt, um die hier vorgestellten wissenschaftlichen Prinzipien anzuwenden und endlich die richtigen Produkte zu finden. Dies ist besonders relevant, da eine neue deutsche Studie ergab, dass 71% der Frauen in Deutschland unter trockenem und Frizz-anfälligem Haar leiden – Probleme, die direkt mit Porosität zusammenhängen.

Die Porosität haben Sie bereits mit dem Strähnentest im ersten Abschnitt bestimmt. Der zweite wichtige Faktor ist die Dicke des einzelnen Haares. Nehmen Sie ein einzelnes Haar zwischen Daumen und Zeigefinger. Wenn Sie es kaum spüren, haben Sie feines Haar. Wenn Sie es deutlich fühlen, haben Sie dickes Haar. Liegt es dazwischen, ist es medium. Diese Kombination aus Porosität und Dicke ergibt Ihre wahre Haar-DNA:

  • Fein & Niedrige Porosität: Ihr Haar wird schnell beschwert. Sie benötigen die leichtesten, versiegelnden Öle wie Traubenkern- oder Jojobaöl, idealerweise als Öl-Wasser-Emulsion aufgetragen.
  • Fein & Hohe Porosität: Ihr Haar braucht Nährstoffe, wird aber schnell schlaff. Leichte penetrierende Öle wie Mandelöl oder eine sehr geringe Menge Arganöl sind ideal, am besten als Pre-Wash-Behandlung.
  • Dick & Niedrige Porosität: Ihr Haar ist widerstandsfähig, aber Produkte ziehen schwer ein. Schwerere versiegelnde Öle wie Rizinusöl (sparsam!) oder Avocadöl können die Kutikula glätten und Glanz verleihen.
  • Dick & Hohe Porosität: Dies ist oft der Fall bei lockigem oder stark behandeltem Haar. Es braucht reichhaltige, penetrierende Öle wie Kokos-, Oliven- oder Babassuöl, um die Struktur von innen aufzubauen.

Mit dieser genauen Diagnose können Sie nun gezielt in Deutschland einkaufen. Für Standardöle wie Argan- oder Jojobaöl sind Drogeriemärkte wie dm und Rossmann mit ihren Eigenmarken (z.B. Alverde, Alterra) eine gute Anlaufstelle. Für speziellere Öle, die in unserer Analyse erwähnt wurden, wie Babassu- oder Brokkolisamenöl, sind Sie in Reformhäusern oder bei Bio-Marken wie Primavera und Farfalla besser aufgehoben. Sie kaufen nicht mehr blind ein Produkt, sondern gezielt ein Molekülprofil, das zu Ihrem Haar passt.

Nachdem Sie nun mit dem Wissen eines Chemikers ausgestattet sind, besteht der nächste Schritt darin, diese Diagnose durchzuführen und Ihr erstes, wissenschaftlich ausgewähltes Haaröl zu testen. Beginnen Sie mit einer kleinen Menge und beobachten Sie die Reaktion Ihres Haares – es ist der Beginn eines neuen, bewussteren Umgangs mit Ihrer Haarpflege.

Häufig gestellte Fragen zur Auswahl von Haaröl

Wie teste ich die Wasserhärte an meinem Wohnort?

Sie können einfache Teststreifen in der Apotheke kaufen oder die Information direkt bei Ihrem lokalen Wasserversorger anfragen. Viele Versorger bieten diese Information online an. Die optimale Wasserhärte für die Haarpflege liegt im weichen bis mittleren Bereich, während Werte über 14 °dH (deutscher Härte) als hart gelten und eine angepasste Pflege erfordern.

Welcher Haartyp reagiert besonders empfindlich auf hartes Wasser?

Besonders lockiges und krauses Haar („Afro-Haare“) leidet unter hartem Wasser. Die Mineralablagerungen machen die von Natur aus schon trockenere Haarstruktur strohig, spröde und können das Lockenmuster strecken und definieren. Für diese Haartypen ist eine Pre-Wash-Ölung zum Schutz vor Mineralablagerungen besonders wichtig.

Wo kann ich in Deutschland spezielle Haaröle kaufen?

Eine gute Auswahl an Basisölen wie Argan-, Jojoba- oder Mandelöl finden Sie bei Drogeriemärkten wie dm (Eigenmarke Alverde) und Rossmann (Eigenmarke Alterra). Für speziellere Öle, die für bestimmte Haartypen empfohlen werden, wie Babassuöl, Brokkolisamenöl oder Traubenkernöl, sind Reformhäuser, Bioläden oder Online-Shops spezialisierter Naturkosmetik-Marken wie Primavera, Farfalla oder Dragonspice die richtige Adresse.

Geschrieben von Dr. Lena Bauer, Dr. Lena Bauer ist eine promovierte Chemikerin mit 12 Jahren Erfahrung in der Forschung und Entwicklung für führende deutsche Kosmetikunternehmen.